Eine «Banklizenz» für den Rettungsschirm


Banklizenz für RettungsschirmWer bereits den grossen Wurf erwartete, wurde enttäuscht. Aber der Weg ist klar. Beide, EZB und Rettungsschirm, sollen bald massiv eingreifen, um den Euro zu festigen. Bis dahin bleibt die Währung unter Druck – in einer flauen Wirtschaft.

«Für mich waren die Aussagen von Mario Draghi absolut gemäss den Erwartungen. Er bestätigt den normalen Prozess und enttäuschte nur diejenigen, die völlig überzogene Erwartungen hatten», so Thomas Wacker, Leiter der Kreditanalyse bei CIO WM Research, nach dem Auftritt des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB). Nach seiner Ansage zur Stärkung des Euro vor einer Woche in London, die an den Börsen ein Kursfeuerwerk ausgelöst hatte, ruderte Draghi am Donnerstag nun etwas zurück. Denn noch sind ihm die Hände gebunden. Im Alleingang möchte er keine Anleihen überschuldeter Staaten mehr aufkaufen. Er wartet, bis dazu die Voraussetzungen geschaffen sind, und plädiert dann für ein koordiniertes Vorgehen mit Interventionen am Primär- und Sekundärmarkt. Falls nötig. Und nötig wird es bestimmt. Nötig wäre es heute schon. «Die hohen Risikoprämien für einige Staatsanleihen sind nicht akzeptabel», lautet eine der Kernbotschaften des obersten Euro-Währungshüters.

Abwarten und Tee trinken, heisst es nun also. Ricardo Garcia, Ökonom bei CIO WM Research, rechnet noch mit einigen Wochen, bis den Worten Taten folgen könnten. Dann wäre die EZB bereit, falls denn ein Land beim Rettungsschirm ESM um Hilfe ersuchen würde. «Die neue skizzierte Geldpolitik ähnelt einer Banklizenz für den ESM», so Garcia. Draghi will aber die Regierungen in die Pflicht nehmen, bevor ESM und EZB spanische und italienische Staatsanleihen aufkaufen würden. Die Schuldenstaaten müssten sich gewissen Bedingungen beugen. CIO WM Research ist überzeugt, dass dies dem Euro dereinst Auftrieb verleihen würde. Vorerst bleibt die Prognose für die nächsten drei Monate indes unverändert bei einem Kurs von 1.22 zum Dollar, «mit möglichen Tauchern unter die 1.20-Marke, bevor der Euro mittel- und längerfristig wieder in Richtung 1.30 erstarkt». Schwächend auf den Euro wirkt die schleppende Konjunktur, aber auch die abzusehende weitere Senkung des Leitzinses von derzeit 0,75 auf 0,5 Prozent, die CIO WM Research für September prognostiziert. UBS_Impact_3.8.2012_(PDF)


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