Die neuen Geschäfte des Werner K. Rey


Eine der schillerndsten Figuren der Schweizer Wirtschaftsszene meldet sich zurück: Werner K. Rey. In den Achtzigerjahren als Finanzgenie bejubelt, setzte er 1991 sein Milliardenimperium in den Sand und kassierte vier Jahre Zuchthaus. Alte Freunde haben dem 59-Jährigen inzwischen auf die Beine geholfen. Heute, zwei Jahre nach seiner Haftentlassung, ist der Financier wieder im Geschäft und verdient viel Geld.

Der hagere, grosse Mann mit den zurückgekämmten grauen Haaren wirkt scheu. Wer ihn nicht kennt, unterschätzt Werner K. Rey. Er ist blitzgescheit und verfügt über eine immense Überzeugungskraft. Diese Eigenschaften haben ihm nach dem Zusammenbruch der Omni-Gruppe und den Jahren in der Gefängniszelle das Comeback erleichtert. Und der Wille, sich nochmals als erfolgreicher Geschäftsmann zu beweisen. Heute, gut zwei Jahre nach der Haftentlassung, ist er auf dem besten Weg dazu. Er jettet als Unternehmensberater um die halbe Welt, sucht für die einen Auftraggeber Investoren, für die andern Anlagemöglichkeiten.

«Ja, ich verdiene ganz ordentlich, sonst würde ich es nicht machen», sagt er bei einem Besuch auf der CASH-Redaktion. Wird er also demnächst seine Schulden zurückzahlen? Der Kanton Bern fordert von ihm noch 4,3 Millionen Franken an Verfahrenskosten, und auch die früheren Gläubiger dürften bald wieder aktiv werden. Sie mussten sich mehrere Milliarden ans Bein streichen. Doch Rey denkt nicht im Traum daran, finanziell für seine Vergangenheit geradezustehen. «Sonst hätte es ja gar keinen Sinn, wieder zu arbeiten, dann könnte ich ebenso gut wieder aufhören», sagt er. Und so viel verdiene er nun auch wieder nicht.

Um an neue Geschäfte heranzukommen, knüpfte er bei seinen alten Seilschaften an. So machte ihn der ehemalige Omni-Direktor Markus Herzig mit Charles Raymond, dem neuen Chef der kanadischen Beteiligungsgesellschaft PPI, bekannt. Reys Neffe Sven Haile wiederum stellte ihm den früheren Red-Cube-Chef Niklaus Zenger vor, in dem er kurz darauf den Käufer für die Beteiligung seines Freundes George Broady an der US-Sicherheitssystemfirma Ultrak fand. Der Deal, PPI und Ultrak zusammenzubringen, scheiterte in letzter Minute. Ein anderer alter Freund ist der Grieche Anthony Georgiou. Er war früher Kunde der Omni-Bank. «Ich habe ihm auf die Beine geholfen», erinnert sich Rey. Inzwischen hat Georgiou ein weltumspannendes Firmengeflecht aufgebaut und Rey auf die Beine geholfen. Rey: «Er war mir immer dankbar und verbunden.» Was Rey nervt, sind Verdächtigungen, wonach er krumme Geschäfte mache.

(Bild: Im Gespräch mit Werner K. Rey in Glasgow, Schottland, September 2001)

Cash, 29.11.2002, Titelseite (PDF)

 


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