«Die Berner Justiz hat gar nie versucht, mit mir zu reden»


Dank eines Formfehlers im Auslieferungsdossier ist der Berner Immobilienpleitier Peter Krüger auf den Cayman Islands wieder auf freiem Fuss. Den Schweizer Behörden wirft er vor, ein sinnloses und teures Verfahren gegen ihn geführt zu haben.

Krüger_04 Cayman_1996Peter Krüger, Sie können jetzt wieder das luxuriöse Leben in Ihrem Haus am palmengesäumten Strand geniessen. Was haben Sie seit Ihrer Haftentlassung gemacht?

Peter Krüger: Ich habe aufgeräumt, Dokumente sortiert. Es gibt sehr viel zu tun. Und vor allem muss ich mich mal erholen.

Können Sie sich jetzt auch wieder auf Ihrer Jacht vergnügen, welche die Polizei aufs Trockendeck gelegt hatte?

Krüger: Wir haben unsere Pässe wieder und auch die Jacht. Jetzt habe ich wieder mehr Zeit dafür.

Auch Ihre Liegenschaften auf der Insel, die aufgrund einer Klage eines Ihrer Geschäftspartner beschlagnahmt wurden?

Krüger: Diese Klage wird später verhandelt. Bis dahin habe ich keinen Zugriff.

Ihre Frau Barbara schien immer sehr beschäftigt, seit sie Ende April gegen Kaution freigekommen war. Hat sie Ihre Geschäfte weitergeführt?

Krüger: Es gab sehr viel mit unseren Verteidigern zu besprechen. Geschäfte hat sie keine gemacht.

Welche Pläne schmieden Sie?

Krüger: Meine Frau und ich besprechen jetzt mit unseren Anwälten das weitere Vorgehen. Wir werden auch mit den Behörden Kontakt aufnehmen.

Mit den Behörden in der Schweiz?

Krüger: Ja natürlich, das werden meine Anwälte tun.

Kehren Sie in die Schweiz zurück? Oder wollen Sie gegen die Schweiz klagen, was Sie ja schon einmal angedroht haben?

Krüger: Das ist alles noch offen, das kann ich noch nicht sagen. Wir müssen jetzt zuerst einmal eine Manöverkritik machen, und dann werden wir weitersehen.

Was werfen Sie eigentlich den Schweizer Behörden vor? Diese haben ja nur ihre Pflicht getan.

Krüger: Auf juristischer Ebene werfe ich ihnen nichts vor. Es geht mir um den gesunden Menschenverstand. Wenn man etwas voneinander will, dann redet man miteinander. Aber das hat die Berner Justiz gar nie versucht.

Ein Grund mehr, in die Schweiz zurückzukehren. Werden Sie das tun?

Krüger: Im Moment sind noch keine Entscheide gefallen, aber möglich ist alles.

Laut Gerichtsurteil werden Ihnen die Kosten für Ihre Verteidigung zurückerstattet. Wieviel macht das aus?

Krüger: Es sind sicher mehrere hunderttausend Franken. Und der Staat muss ja auch die Kosten übernehmen, die er mit dem Verfahren selber verursacht hat. Unsere Leute schätzen diesen Anteil auf weit über eine Million Franken. Dieses Geld wurde für nichts ausgegeben. Man wollte jemanden hinter Gitter bringen, der nicht hinter Gitter gehört. Diese Kosten sollte man auch einmal beleuchten. Das ist einfach nicht vernünftig. Die Berner Untersuchungsbehörden hätten mir einen Brief schicken und mich ins Amtshaus einladen können. Dann wäre ich gekommen. Ich bin noch nie einer Vorladung nicht gefolgt.

Bleiben Sie auf den Cayman Islands, oder tauchen Sie jetzt anderswo unter?

Krüger: Ich bin nie irgendwo untergetaucht. Meine Adresse war bekannt. Ich habe mich ordnungsgemäss in Bern abgemeldet und dann beim Generalkonsulat in Atlanta angemeldet. Als wir den Wohnsitz auf die Cayman Islands verlegten, haben wir dies dem zuständigen Generalkonsul in Houston mitgeteilt. Wir sind weder geflüchtet noch untergetaucht.

Keine Angst, dass ein neues Verfahren gegen Sie durchgeführt wird und Sie wieder im Gefängnis landen? Jetzt haben Sie ja nur von einem Formfehler profitiert.

Krüger: Das stimmt nur bedingt. Natürlich hätte der Prozess schon früher wegen all den technischen Mängeln eingestellt werden müssen. Aber wir haben noch viele andere Argumente, doch darauf kann ich jetzt nicht eingehen. Man muss also sagen, dass dieses Verfahren nicht einmal die erste Hürde genommen hat. Wären wir zur zweiten, substantiellen Phase gekommen, hätten sich noch andere Fakten ergeben. Es gibt nicht nur die Stellungnahmen und Zeugenaussagen aus Bern.

Die erste Instanz hatte aber aufgrund der Beweislage Ihre Auslieferung bereits beschlossen.

Krüger: Weil der Richter damals die Unterlagen zu wenig sorgfältig geprüft hatte. Genau so unsorgfältig, wie sie zusammengestellt waren. Der jetzige Richter, der immerhin der oberste der Cayman Islands ist, hat die Sache genau unter die Lupe genommen. Das ist bei meinem ganzen Fall so: Schaut man sich die Fakten genau an, sieht alles ganz anders aus.

Also werden Sie weiterhin auf den Cayman Islands erreichbar sein, auch für die Schweizer Behörden?

Krüger: Jawohl. Und wenn wir woanders hinziehen sollten, werde ich sofort meine neue Adresse melden.

Sonntagszeitung, 18.8.1996 (PDF)


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